ALOA INPUT

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Das dritte Album der Band um Angela Aux, Marcus Grassl und Cico Beck (The Notwist, Joasihno) ist ein Konzeptalbum, hört auf den Namen “Devil’s Diamond Memory Collection” und erscheint im Mai 2021 auf Siluh Records.

Fünf Jahre sind seit dem letzten Album von Aloa Input vergangen. Eine für die Band ungewöhnlich lange Zeit. Angela Aux, Marcus Grassl und Cico Beck verbrachten sie damit einen endlosen Strom an Demomaterial zu produzieren. Bei Sessions in Ateliers, Kinos und Kellerräumen in München, Mexico City und Montreal entstanden knapp 50 Stücke. Am Ende blieben 14 übrig, die im ersten Konzeptalbum der achtjährigen Bandgeschichte gipfelten. Das Thema? Die „gefühlte Ewigkeit“.

Alles hatte auf der letzten Tour mit einer einfachen Frage begonnen: „Was würdest du tun, wenn du der letzte Mensch auf der Welt wärst?“. Über Monate hinweg hatten Aloa Input sie den Besuchern ihrer Konzerte immer wieder gestellt. Jede Antwort zog einen neuen Schweif aus Assoziationsketten und existentiellen Fragen nach sich: Wie würdest du reagieren? Würdest du schweigen, schreien, es insgeheim genießen? Wo würdest du leben wollen? Was und wen würdest du vermissen? Wie lange würdest du es aushalten? Und vor allem: Wärst du dann noch derselbe?

Aus der Reflexion über den Platz, den wir Menschen uns auf diesem Planeten zuweisen, schälte sich langsam „Devil’s Diamond Memory Collection“ heraus, ein surreales Daumenkino, das das Undenkbare mit dem Wahrscheinlichen und das Geheimnisvolle mit dem Wohlbekannten kombiniert. Jedes der 14 Lieder ist aus einer anderen, fiktiven Perspektive aus einem unbestimmten Zeitpunkt in der Zukunft erzählt, „eine Rückschau auf die Fetzen unserer Zivilisation“, sagt Songwriter Angela Aux, der mit seinem Soloprojekt auf ähnlichen philosophischen Pfaden wandert. „Wir wollten eine Platte machen, die wir selber in 20 Jahren anhören würden und sagen, ja: So erschien uns damals die Zukunft“.

Doch wie lässt man eine Zukunft vor dem inneren Ohr auferstehen, die nur in unseren Gedanken existieren kann? Wie klingt eine Menschheit, die ihre Art zu leben neu erfinden musste? Aloa Input haben auf „Devil’s Diamond Memory Collection“ den richtigen Ton getroffen, irgendwo zwischen alienated und alltäglich.
Es scheint, als blicke man durch eine Art Mikro-Kaleido-Teleskop: Das mal mehrstimmig gesungene und mal als Spoken-Word vorgetragene Storytelling bricht immer wieder in flirrend bunte Parallelwelten auf, die problemlos nebeneinander existieren.
Gleich im Auftakt „Desert Something“ treffen sich unsere Hirne in der Cloud wieder. „Lift us away from all linear mind“ bittet die traumverlorene Stimme, während Bass und Schneeschaufel-Beat den Song nach vorne treiben. Im hypnotisch ruhigen „Atlas Daze“ gehört die Erzählstimme dem Vertreter einer Spezies, die sich auf den letzten Metern ihres Weges befindet: „I feel the skies are coming down / I see the world is gonna drown“. Es ist der Mensch, der in sich selbst den Endgegner erkannt hat, aber trotzdem weiter sorglos vor sich hinpfeift. Der Titelsong wiederum handelt davon, wie wir uns immer weiter der Wissenschaft geöffnet haben, nur um schließlich festzustellen, dass wir irrelevant geworden sind: „Now we occupy the space to let the physics rule it all“, rappt Aux über vor sich hinmeckernde Stimm-Samples, die wie durch den Vocoder gejagte Ziegen klingen. Man denkt an den Satz „Do Androids Dream Of Electric Sheep?“, mit dem der Sci-Fi-Autor Philipp K. Dick einst eine seiner bekanntesten Kurzgeschichten betitelte. So wie das sechseinhalbminütige Stück müsste das Schlaflied klingen, das den Mensch-Maschinen sanft den Stecker zu ziehen vermag.
Ein Happy-End im klassischen Sinne gibt es auf „Devil’s Diamond Memory Collection“ nicht. Im seelenruhig entschwebenden Schlussstück „The Universe Keeps Places“ übernimmt schließlich die Computerstimme das Ruder: „Flee, dust, fall, god, pause, pause, pause, pause, pause“, surrt sie kryptisch zum Takt von Mellotrontropfen, bis sich alles in windverwehten Frequenzen verliert. „Ein Duett mit unseren Nachfolgern, wenn man so will“, sagt Aux. Das Album, das von Posthumanismus-Koryphäen wie Donna Haraway und Ted-Talks zu Themen wie KI und Biotechnologie beeinflusst ist, klingt dennoch hoffnungsvoll aus. „Die Menschheit wird einen neuen Ort finden. Sofern sie es schafft, zu überleben.“

Schon heute konfrontiert uns die rasante Entwicklung der Wissenschaft mit philosophischen Grundfragen: Was wird noch herausragend sein am Menschen, wenn eine Intelligenz aus neuronal vernetzten Algorithmen unseren Verstand bei Weitem übersteigt? Noch ziehen wir uns auf die Gewissheit zurück, dass eine Maschine nie etwas „Beseeltes“ wie Musik erschaffen könne, da ihr schlicht das Bewusstsein dafür fehle. Andererseits dachte vor 50 Jahren auch kaum einer, dass eine KI einmal besser Schach spielen oder bei medizinischen Diagnosen treffsicherer sein könnte als der Mensch. Und was ist Musik schlussendlich anderes als eine Folge mathematischer Muster? Die Stücke auf “Devil’s Diamond Memory Collection” wirken beseelt und mathematisch zugleich: Die Nano-feinen Beatkonstrukte – programmiert von Cico Beck (auch bei The Notwist) und Marcus Grassl – treffen auf sanft dahinfließenden Melodiewellen, die sich auf wundersame Weise ergänzen statt sich gegenseitig zu zerschießen. Jeder Song ist ein Wimmelbild polyrhythmischer Irrlichter, die in der Summe der Teile trotzdem im Gedächtnis haften bleiben wie bunt leuchtende Pilze auf vermoosten Mondraketen oder eine Meeresbrise, die sich auf rätselhafte Weise in den luftleeren Raum verirrt hat. Trotz des futuristischen Grundthemas lassen sich die Tracks zeitlich nicht einordnen. “Devil’s Diamond Memory Collection“ hätte 1967, 1999 2007 oder 2022 entstanden sein können. Man könnte es Weird Folk nennen, Taschen-Psychedelia, Kraut-Pop oder No-Age. Es ist Musik, die sich trotz aller akustischen Entfremdung, trotz aller Effekte und Filter, eine organische Wärme und ein Gefühl von Geborgenheit erhält. Raschelnde Raumanzüge und seidenweiche Pyjamas hängen hier dicht beieinander. Sogar die Synth-Streicher klingen hier nicht kalt nach „Blade Runner“ sondern wie heimelige Blockflöten. Auf einigen der Stücke herrscht fast Westernstimmung, ein „High Noon“ am Ende aller Tage, als hätten sich die Androiden mit der Akustikgitarre am Lagerfeuer versammelt, um die Menschheit zu verabschieden, die gerade am Horizont in ihren allerletzten Sonnenuntergang gleitet. Und sind wir nicht genau das: Lethargische Astronauten, die auf dem Raumschiff Erde ungerührt ins Dunkel driften, und uns nur in guten, inspirierten Momenten noch über das Wunder unserer Existenz in diesem endlosen Universum wundern?

“Devil’s Diamond Memory Collection“ ist der Soundtrack für ein Science-Fiction- Szenario, das nicht als fortschrittsoptimistische Utopie oder bombastische Endzeitvision daherkommt, sondern als geradezu beiläufige Erkenntnis, dass wir längst in unserer Zukunft angekommen sind.

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The third album from the band made up of Angela Aux, Marcus Grassl and Cico Beck (The Notwist, Joasihno), a concept album entitled “Devil’s Diamond Memory Collection”, will be released on Siluh Records in May 2021.

Five years have already passed since Aloa Input’s last release, an unusually long period for the previously proli fic band. Angela Aux, Marcus Grassl and Cico Beck spent the intervening years producing endless streams of demo material in sessions in studios, cinemas and basements in Mexico City, Montreal and Munich. At the end of it all 14 songs emerged which together comprise the first concept album in the band’s 8 year long history. The subject? The felt eternity.

Everything started on their last tour, while driving in their van asking themselves “what would you do if you were the last person on the planet?” Over the course of several months the band took to asking their audience this question. Every answer left a trail of associations and existential questions behind it: How would you react? Would you get lost in silence, scream, or secretly enjoy it? Where would you live? Who would you miss? How long could you take it? And, perhaps most importantly, would you remain the same person? It was through this process of reflecting on what place humankind accords itself on the planet that “Devil’s Diamond Memory Collection” emerged: A surreal flip-book that combines the unthinkable with the possible, the mysterious with the well-understood.

Each of the 14 tracks is told from a different perspective at an uncertain time. It’s “a retrospective on the shreds of our civilization” explains Angela Aux, who wanders on similar philosophical paths with his solo project. “We wanted to write an album that we would listen to in 20 years and think 'yeah that’s how the future sounded to us back then'.”

But how can you transfer imaginings of the future, which only exist in the mind, to the inner ear? How will mankind sound after re-inventing its way to live? Aloa Input have found the perfect tone on “Devil’s Diamond Memory Collection”, somewhere between alienated and everyday life. Like looking through a micro-kaleido- telescope: The storytelling breaks here and there in flurries, colorful parallel worlds co-existing peacefully side by side.
Right from the prelude to “Desert Something” our minds meet once again in the cloud. “Lift us away from all linear mind” requests the dream-lost voice, while the bass and snow-shoveled beat propel us forward. In the calm and hypnotic “Atlas Daze” the narrator is the proxy for a species, finding itself in the last few steps of its journey: “I feel the skies are coming down/I see the world is gonna drown”. The species is our own, finding the last enemy to defeat in itself, but still whistling, carefree, along its way. The title track, on the other hand, is about how we’ve developed science to the point where we find ourselves irrelevant: “Now we occupy the space to let the physics rule it all” Aux raps over grumpy voice-samples that sound like goats haunting a vocoder. The book title “Do Androids Dream Of Electric Sheep?” by sci-fi-author Philip K. Dick comes to mind. The sheeps’ lullaby may well have sounded just like the 6 and a half minute track.
There is no traditional happy ending on “Devil’s Diamond Memory Collection”. In “The Universe Keeps Places”, the soulful closer of the album, a computer voice takes over and buzzes to the beat “Flee, dust, fall, god, pause, pause, pause, pause, pause”, until everything gets lost in drifting frequencies. The album is influenced by luminary post-humanists like Donna Haraway, but also Ted Talks on the topics of AI and biotechnology, all the while remaining hopeful: “Mankind will find a new place, as long it manages to survive.”
We are already confronted with fundamental questions through the rapid development of science. What will be special to mankind if an intelligence based on neuronal linked algorithms can far outstrip the capacities of our own minds? We remain certain that a machine will never be able to create something soulful like music, since its consciousness is missing, but no one believed that AI could ever be a better chess player or provide better medical diagnoses than humans. Isn’t music merely a sequence of mathematical patterns?
The tracks on “Devil’s Diamond Memory Collection” appear soulful and mathematical at the same time. The nano-focused beatstructues - programmed by Cico Beck (also in the Notwist) and Marcus Grassl - meet smooth flowing melody- waves that wondrously complete each other. Every song is a hidden picture puzzle of polyrhythmic jack o'lanterns that stick in your mind, like colorful glowing mushrooms on an old moon rocket or a sea breeze that mysteriously got lost in a vacuum.
Despite the futuristic topic, the tracks can’t be classified by time: “Devil’s Diamond Memory Collection” could have been released in 1967, 1999, 2007 or 2022. Call it weird folk, pocket psychedelica, krautpop or no-age. It’s music that holds an organic warmth and a sense of security in spite of all its acoustic alienations, all its effects and filters.
Rustling spacesuits and silk pajamas hang side by side. Even the synth-strings don’t sound like a cold soundtrack to Blade Runner next to homey flutes. Some tracks almost verge on a Western movie mood: high noon at the end of days, as if androids with an acoustic guitar were gathered around a bonfire to sing a farewell to humankind floating on the horizon to its last sunset. And isn’t that exactly what we are? Lethargic astronauts drifting towards darkness on their spaceship called earth and only thinking about the wonder of our existence in this endless universe while staying in positive inspired moments?

“Devil’s Diamond Memory Collection” is a soundtrack for a science fiction-scenario that doesn’t come in an advanced utopia or a bombastic doomsday picture book, but as an incidental awareness that we have already arrived in our future.

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by Matthias Kestel

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