Schon immer haben die Lieder des Schweizer Chansonniers Dagobert in tiefe Abründe gestarrt und mit ihren eindringlichen Melodien und direkten Worten auch die entlegensten Winkel der Seele ausgeleuchtet, so düster wie in seinem bezweichnenderweise „Schwarz“ betitelten neuen Album klang das allerdings noch nie. Voller Harfen und Flöten und Kirchenorgeln kommt Album Nummer sechs daher und verzichtet auf jegliche Art Schlagwerk. Die abenteuerlichen Arrangements machen Dagoberts lyrische Meditationen über Tod und Verlust noch verletzlicher und berührender. Und sowie man unerbittlich herangeführt wird an die Gefühle und Wahrheiten, die ehrlich weh tun, umarmen uns die neuen Songs auch mit einer ungeahnten Sanftheit und Zärtlichkeit.
Der erschütternde Opener „Todessehnsucht“ ist wahrlich nichts für fragile Gemüter. Mit der ersten Singleauskopplung wird uns direkt ein Monolith der Trauer vorgesetzt: „Todessehnsucht / Nur der Tod / Nur er lindert meine Not“. Eine sanftere Art Schmerzbewältigung erleben wir im darauffolgenden Song „Dagobert Und Die Blumen“, einer traurigen Erzählung über einen Blumenstrauss, der seiner Bestimmung nicht nachkommen kann. Eine gänzlich positive und rührende Verliebtheit, welche das ganze Leben umarmt, erwartet uns hingegen in den Liedern „Stille Abenteuer“ Und „Augen Der Nacht“.
»Fremder« ist ein ungenierter Downtempo-Track, der den Verlust von Authentizität und Identität fabuliert, ihn letztlich jedoch akzeptiert, da nur so ein Leben in Harmonie und Selbstverwirklichung möglich ist. Dagobert vertont die Einheit dieser Gegensätze als dichte und sphärische Contemporary R&B-Reminiszenz. Diese Fremdheit ist ein bedeutungsschweres wie spielerisches Sujet der Poesie Dagoberts. In »Fremder« führt er die Denkschulen der Philosophen Karl Marx und Zhuangzi in musischen Eleganz und sprachlicher Raffinesse zusammen. Denn bei Marx und Zhuangzi ist Entfremdung ist ein pressante Denkfigur. Während Marx das Gefühl der Entfremdung als zerstörerische Trennung des Menschen von sich selbst, von Anderen und von der Natur beschreibt, betrachtet Zhuangzi Fremdheit als etwas Natürliches und Unvermeidliches, das in der Existenz des Menschen verwurzelt ist.
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